Heimspiel auf der Couch
Wie die eigenen vier Wände zur Fankurve werden? Ganz einfach: Wohnzimmer schmücken, Bratwurst brutzeln, Vereinshymne hören und Freunde im Videochat treffen.
Abschluss der ersten englischen Woche seit dem Re-Start, es geht jetzt Schlag auf Schlag im Saisonfinale. Die Geister-Meisterschale wird wohl an der Säbener Straße landen, wie immer. Aber alles andere ist noch spannend in der Liga. Es gibt ja noch einiges zu klären: Auf welchen Plätzen ertönt demnächst die Champions- und die Europa-League-Hymne? Entwickelt sich der Kampf um den Klassenerhalt zu einem ähnlichen Thriller wie in der letzten Saison?
Bei aller Freude über das Bundesligafinale: Über allem schwebt eine gewisse Melancholie. Denn Fußball, das sind wir alle. Fußball, das sind auch wir Fans. Ich kann also getrost sagen: Du fehlst, ich fehle, wir fehlen. Aber ich habe jetzt immerhin einen Weg gefunden, wie ich ein bisschen Hexenkessel in mein Wohnzimmer zaubern kann. Mit ein paar Ritualen und per Videochat. Das hat am letzten Spieltag schon super funktioniert.
Weg mit dem Kunstdruck
Ich mache das so: Bevor ich mich mit meinen Freunden vor der Webcam zur Bundesligakonferenz versammle, schmücke ich mein Wohnzimmer. Alle Kunstdrucke verschwinden von der Wand, die vorhandenen Nägel nutze ich für Fußball-Devotionalien. Ich hänge ein Mannschaftsposter aus den 80er- und einen Wimpel aus den 90er-Jahren auf, ebenso meine beiden Schals. Alles wird so drapiert, dass es für meine Freunde sichtbar ist. Dass ich ein Trikot meiner Mannschaft trage: Ehrensache.
Das Wohnzimmer sieht jetzt super aus, aber mein Magen ist leer. Was würde ich jetzt, kurz vor Anpfiff, im Stadion machen? Ich würde mir eine Currywurst kaufen. Also brate ich mir selber eine. Öl in die Pfanne, Würste brutzeln, Ketchup auf den Teller, Currypulver obendrauf. Fertig! Eine wichtige Sache fehlt noch: ordentlich was auf die Ohren.
Ritualisiertes Aufwärmprogramm
Ich habe gelesen, einige Bundesligisten spielen zurzeit während des Trainings Fangesänge vom Band ab. Um die Spieler zu pushen. Ein Pay-TV-Sender bietet auf einem gesonderten Kanal sogar Stadionatmosphäre vom Band. Um die Zuschauer zu pushen. Um mich zu pushen, höre ich die Vereinshymne – genau dann, wenn sie auch im Stadion liefe. Geisterspiele machen erfinderisch.
Die Spieler stehen bereits in den Katakomben und ich checke, ob meine Freunde mittlerweile online sind. Sind sie. Sie haben dasselbe Aufwärmprogramm abgespult, haben wir vorher so besprochen. All das ist zu einem liebgewonnenen Ritual geworden. Auch, wenn wir natürlich lieber live im Stadion dabei wären. Hoffentlich klappt das bald wieder. Bis dahin heißt es: Hexenkessel im Wohnzimmer, Heimspiele auf der Couch.