Christian vor einem Regal

Christina hat Power

Während der Corona-Pandemie arbeitete Christina Zschenderlein weiterhin im Supermarkt und betreute als alleinerziehende Mutter ihre Kinder beim Homeschooling. Für ihren Einsatz wurde sie nun in den #Heldenkader berufen.

Die Arbeit, den Haushalt und die Kinder unter einen Hut bekommen? Für Christina Zschenderlein der ganz normale Wahnsinn. Sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von neun und zwölf Jahren und arbeitet in einem Supermarkt in der Nähe von Mönchengladbach. Als während der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen wurden, unterrichtete die 39-Jährige ihre Kinder von zu Hause aus – und leistete trotzdem das gewöhnliche Arbeitspensum. Mit der Berufung in den Heldenkader und der Einladung zum EM-Finale 2021 nach London danken Volkswagen und der DFB ihr, stellvertretend für Millionen andere Mütter und Väter, für diesen starken Einsatz.

„Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich in den Heldenkader berufen wurde“, freut sich Zschenderlein. Das hat sie ihrem Neffen Ben zu verdanken. „Christina ist eine Heldin, wie sie ihr Leben so meistert, Hut ab. Also habe ich sie nominiert“, erklärt der 26-Jährige. Zschenderlein schmunzelt. „Eigentlich müsste Ben nächstes Jahr zum EM-Finale, da ich ohne ihn aufgeschmissen gewesen wäre.“ Während sie für Nachschub in der Lebensmittel-Lieferkette sorgte und dafür zahlreiche Überstunden leistete, passte Ben regelmäßig auf ihre Kinder auf. „Toll, dass er mich nominiert hat, ich freue mich tierisch“, sagt Zschenderlein. Sie drückt keinem bestimmten Verein die Daumen, findet Europa- und Weltmeisterschaften aber klasse. „Da bin ich dann großer Deutschland-Fan und schaue die Spiele mit Freunden und Nachbarn. Aber im Stadion war ich noch nie.“ Wird höchste Zeit, dass sich das ändert.

Zwischen Überstunden
und Homeschooling

„Als die Corona-Pandemie begann und die Schulen geschlossen wurden, wusste ich nicht, wie ich mich gleichzeitig um meine Kinder und den Lebensunterhalt kümmern sollte“, erzählt Zschenderlein. Nicht arbeiten war keine Option. Zuvor war die gelernte Kauffrau für Groß- und Außenhandel wegen eines Bandscheibenvorfalls lange ausgefallen. „In dieser speziellen Zeit wollte ich meine Kollegen nicht alleine lassen, habe die Zähne zusammengebissen und 150 Prozent gegeben – auch, weil Corona jeden von uns betrifft.“ Sie war da, jeden Tag, immer einsatzbereit, stets mit einem offenen Ohr für die teilweise. verunsicherten Menschen. Einige wollten nicht akzeptieren, dass manche Produkte rationiert werden mussten, andere weigerten sich, eine Maske zu tragen. „Teilweise standen Kunden weinend vor mir, weil sie kein Toilettenpapier oder keine Nudeln bekamen“, erinnert sich Zschenderlein.

Vorfreude aufs EM-Finale

Gleichzeitig musste sie ihre Kinder zu Hause unterrichten. „Ich werde ihnen den Stoff nie so gut vermitteln können wie ein Lehrer. Aber ich habe mein Bestes gegeben.“ Dazu kam die Angst, sich selbst mit dem Coronavirus anzustecken. „Im Supermarkt ist es unvermeidlich, mit Menschen in Kontakt zu treten oder Waren mit den Händen zu berühren“, sagt sie. Umso wichtiger ist es ihr, unnachgiebig zu sein, wenn Kunden die Maskenpflicht ignorieren. „Ich hoffe sehr, dass sich die Situation bald entspannt, auch im Hinblick auf die Europameisterschaft.“

Zschenderlein träumt von einem EM-Finale zwischen Deutschland und Italien und freut sich, mit den anderen Heldinnen und Helden durch London zu streifen: „Ich kann es kaum abwarten. Mein erstes Stadionerlebnis ist ein EM-Finale in Wembley. Besser geht es nicht.“

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