Frank Rost
Frank Rost gehört zu der Sorte Erfolgsmensch, der sich nicht überall Freunde macht. Die größten Sorgen bereitete er jedoch nicht seinen Vereinsoberen, die er zu gegebenen Anlässen schon mal öffentlich kritisierte, sondern gegnerischen Elfmeterschützen. Im DFB-Pokal hielt Rost zehnmal – so oft wie kein anderer Keeper. Er betrachtet sich trotzdem nicht als großen Elfmeter-Töter, als der er gern bezeichnet wurde. Denn so unbequem er für manchen Chef oder Medienvertreter war, so uneitel ist er, wenn es um ihn selbst geht. Entscheidend sei in großen Spielen die Drucksituation für den Schützen, glaubt er: „Wenn es um nichts geht, sind die Jungs sehr souverän, aber wenn es ein wichtiger Moment ist, ist der Fuß vielleicht nicht ganz so perfekt – und man hat als Torhüter mal das Glück auf seiner Seite.“
„Eigentlich schon gegessen“
Ein bisschen mehr als Glück darf man ihm aber wohl unterstellen, wenn es um das Pokal-Finale zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern 1999 geht. Werder hatte sich unter Neu-Trainer Thomas Schaaf gerade noch aus dem Abstiegssumpf gezogen, der FC Bayern dagegen war überlegen Meister geworden. Rost erinnert sich an siegessichere Münchner, gegen die allein das Erreichen des Elfmeterschießens ein Erfolg war. Dort schien die Sache nach je zwei Schützen bereits erledigt, denn Jens Todt war an Oliver Kahn gescheitert. „Das Ding war eigentlich schon gegessen, und dann verschießt Effenberg“, erinnert sich Rost.
Mit Trainings-Wetten zum Erfolg
Den Rest nahm er selbst in die Hand. Erst verwandelte er gegen Kahn, obwohl sich sein Erfahrungsschatz im Wesentlichen aus Trainings-Wetten mit seinem Kollegen Torsten Frings speiste. Anschließend hielt er gegen Lothar Matthäus. „Das war ein Spiel, wie man es sich als Torhüter wünscht“, sagt Rost, und präzisiert: „Man kriegt viel zu tun und rettet es mit Glück und Geschick über die Zeit. Und besser als im Elfmeterschießen ging es nicht.“ Das einzige Bundesliga-Tor, das Rost in über 400 Erstliga-Spielen gelang, war allerdings kein Elfmeter. Im März 2002 trug er sich als erst zweiter Torhüter der Bundesliga-Geschichte als Schütze eines Treffers aus dem Spielgeschehen heraus in die Statistik ein.
Dankbar für die Hauptrolle
Obwohl Rost seiner Karriere nach seinen Wechseln zu Schalke 04 und zum Hamburger SV weitere Höhepunkte hinzufügte, blieb der DFB-Pokal-Sieg von 1999 sein einziger großer Titel. Wenn er zurückblickt, geschieht das ohne Ärger, obwohl längst nicht immer alles glatt lief. Auf Schalke etwa tauschte ihn Trainer Mirko Slomka gegen den damals erst 20-jährigen Manuel Neuer aus. Rost sagt über seine Karriere: „Ich bin schwer zufrieden, dass ich sowas überhaupt mal erleben durfte. Wie viele wollen Fußball-Profi werden und schaffen es nicht? Oder wollen mal was gewinnen und schaffen es nicht?“ Er sei dankbar dafür, „dass ich in einem so dramatischen Spiel mal eine Hauptrolle gespielt habe“.
Frauen-Trainer beim HSV
Seine aktive Karriere hat Rost zwar beendet, für seine letzte Rolle auf der Fußball-Bühne aber ist es noch zu früh. Bis Ende Juni ist Rost ehrenamtlicher Trainer bei den Drittliga-Fußballerinnen vom HSV. Eigentlich hatte er sein Engagement mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer kombinieren wollen – doch der Deutsche Fußball-Bund lehnte ihn ab, weil die dritte Liga im Frauenbereich nicht als Qualifikation genügte. Rost war nicht begeistert, woraus er seiner direkten Art entsprechend kein Geheimnis machte. Allerdings verzog er sich anschließend auch nicht in den Schmollwinkel. „Ich musste eben ein bisschen umplanen“, sagt er. Bereut habe er das Jahr mit den HSV-Frauen trotzdem nicht. „Es hat tierisch Spaß gemacht, weil die aus zwei ganz einfachen Gründen kamen: Die machen gerne Sport.“