Kevin de Bruyne
Auf einmal lag er da, der schmächtige Mann im grün-weißen Hemd und um ihn herum tobte es. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte sich Kevin De Bruyne an der Seitenlinie des Berliner Olympiastadions, genau in Höhe der Mittellinie. Während die Betreuer des VfL Wolfsburg ihn untersuchten, kamen sich das Trainerteam der „Wölfe“ und die Verantwortlichen von Borussia Dortmund wütend näher. Es war die Schrecksekunde für die Fans der Wolfsburger am 30. Mai in Berlin, doch kurz darauf war De Bruyne wieder auf den Beinen. Sieben Mal stand der Belgier für den VfL im Pokal in dieser Saison auf dem Platz, erzielte dabei zwei Tore und gab zwei Torvorlagen. Der wohl wichtigste Treffer: das zwischenzeitliche 2:1 im Finale von Berlin gegen den BVB. Der Rotschopf – auf dem Platz die alles überstrahlende Kraft und der Dreh- und Angelpunkt der Elf von Dieter Hecking – mag den ganzen Rummel um ihn herum nicht wirklich. Er wolle doch einfach nur Fußball spielen, beteuert De Bruyne immer wieder. Das tat er dann auch. Und wie.
Mit fünf Stichen genäht
In seinem ersten Pokalfinale hatte der Topscorer der Bundesliga mal wieder alles gegeben. Eine tiefe offene Fleischwunde am rechten Fuß nach einem Foul von Mats Hummels war der Auslöser für den Tumult zwischen den Bänken. Und was machte De Bruyne? Der Torschütze spielte einfach weiter. Bis er merkte, „dass es doch ganz schön blutet“, wie er selbst nach dem Sieg sagte. In der Pause wurde er mit fünf Stichen genäht, in der zweiten Hälfte war nichts von einer Beeinträchtigung zu spüren. Er sei eben ein harter Hund, sagte Manager Klaus Allofs über De Bruynes Verletzung. Ein harter Hund, der das Spiel mit dem Ball liebt.
De Bruyne mit Auszeichnungen überhäuft
2014/15 ist eine reine Erfolgsstory für den 23 Jahre alten Mittefeldspieler. 50 Spiele für den VfL, 13 Tore, 26 Vorlagen. Kein Wunder, dass die Wolfsburg-Verantwortlichen bei einem möglichen Verkauf in den nächsten Jahren mit einer Ablöse von 50, 60 oder 70 Millionen liebäugeln. Und kein Wunder ist es also auch, dass er nach dem historischen Pokaltriumph mit seinen Wolfsburgern, der Vizemeisterschaft, dem Erreichen der Champions League und der erfolgreichsten VfL-Saison seit sechs Jahren mit Preisen überhäuft wird. Neben der Auszeichnung als Pokalheld wurde er auch zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Auch von seinen Bundesliga-Konkurrenten bekam er das Prädikat als bester Feldspieler der abgelaufenen Spielzeit verliehen. Sie müssen es wissen, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass De Bruyne auch an ihnen vorbeigetänzelt ist.